Geschichte des LTVS
(1) (Vor)Geschichte bis zur Gründung
Ab 1961 war der gesamtdeutsche Sportbetrieb unterbrochen. Als nichtolympische Sportart wurde der Turniertanz der Kultur zugeordnet und vom Zentralhaus für Kulturarbeit der DDR administriert. Die Bindung zur Kultur war nicht völlig falsch, Tanz ist das älteste Kulturgut der Menschheit, jedoch wurden die sportlichen Aspekte in den Hintergrund gedrängt. Während andere kompositorische Sportarten wie Eiskunstlauf Anerkennung besaßen, wurden die Turniertänzer ausgeklammert, einschließlich nicht zu überwindender Hürden im internationalen Sportbetrieb.
Unter den Aktiven und Funktionären der 80-er Jahre gab es auch Weiterdenkende. Mit der Nähe zur DHfK Leipzig gab es erste sportmedizinische und -methodische Untersuchungen, in unserem Metier von Dr. Harry Raede. Unter der Leitung von Siegfried Grupe entstand in Frankfurt/Oder ein Leistungszentrum Tanzsport der DDR mit den besten Trainern aus unseren Reihen und dem damals einzigen westlichen Trainer, mit Thorben Wieth aus Dänemark, mit dem Ergebnis, dass unsere Paare über einige Jahre im Ostblock das Leistungsniveau im Tanzsport wesentlich mitbestimmten.
Die damals initiierte Ausbildung von Übungsleitern und Trainern hielt bzw. hält auch dem Vergleich mit den Ausbildungsrichtlinien im DTV/DSB stand. Über einen gewissen Stand konnten wir jedoch nicht hinauskommen, da der Erfahrungsaustausch Richtung Westen unterbunden und nur den Zufällen und mit persönlichen Beziehungen möglich war. Selbst als sich die Kontakte zur Bundesrepublik Deutschland Ende der achtziger Jahre erweiterten, waren wir wieder ausgeklammert: weder in Kultur- noch Sportabkommen war Platz für den Tanzsport. Die einzige Hintertür: über Städtepartnerschaften gelang es, Paare aus dem Ausland einzuladen (siehe Anmerkungen zu Traditionsturnieren).
(2) Verbandsgründung
Arnold Hook, war Initiator eines Amateursportverbandes. Wegbereiter der Verbandsgründungen: 1990 Vorbereitung eines Tanzsportverbandes der DDR, der nicht mehr zustande kam, wegen föderaler Länderstrukturen im wiedervereinigten Deutschland. Vermittlung erster Schulungsmaßnahmen für Wertungsrichter der DDR im November 1990 in Zusammenarbeit mit dem LTV Berlin, Dozent: Franz Allert, heute Präsident des DTV.
Mit dem Umbruch im Jahre 1990 gab es doppelte Aufgabenstellungen: als „neues Kind“ in die Sportfamilie Sachsens aufgenommen zu werden, weg von der Kultur (´raus aus Kulturhäusern und Betrieben, aus Gewerkschafts- und Pionierhäusern) und der Eintritt in den DTV. Der Versuch, einen Gesamtverband DDR zu gründen, wurde in der schnelllebigen Zeit zu den Akten gelegt, die deutsche Einheit zeichnete sich vehement ab und damit föderale Länderstrukturen.
Unentwegte gingen die Aufgabe an, unvergessen bleiben die Hilfen unserer Sportfreunde aus Bayern und Baden-Württemberg. Im April 1990 trafen sich Dietrich Rupp, Gerhard Oehmig, Michael Hölschke mit den Bayern Kurt Haas (damals Jugendwart) und Jürgen Schwarz und nahmen außer Erfahrungen einen Wust von Papier entgegen, als Vorgeschmack auf notwendige Regularien. Gleichzeitig mit den besten Wünschen des bayerischen Präsidenten Guido Malfatti ein Kopiergerät, eine wirkliche Hilfe in der damaligen Zeit. Ab Mai 1990 dann die Ausarbeitung der LTVS-Satzung durch Dietrich Rupp, Dr. Horst Galle und Gert Zeiss. Schließlich am 29. September 1990, taggleich mit dem Landessportbund Sachsen, die Gründungsversammlung mit Wahl der Präsidiumsmitglieder (anfangs noch nach Regionen) Dietrich Rupp (Dresden), Dr. Horst Galle (Leipzig), und Gert Zeiß (Chemnitz), dazu Gerhard Oehmig für Finanzen, Rolf Herrmann für die Lehre, damals Dieter Matzke für die Jugend und Karl-Werner Jenke für die Presse (inzwischen wurde das Präsidium durch Wahlen mehrfach legitimiert, aber auch verändert).
Die regionale Struktur der ehemaligen Bezirke blieb unterschwellig, wurde durch die Regionalbeauftragten getragen und konnte nach wenigen Jahren aus der Satzung gestrichen werden. Im November 1990 dann als wichtiges Datum der Eintritt in den Deutschen Tanzsportverband.
(3) Entwicklung des Verbandes
Entwicklung der Mitgliederzahlen:
Stichtag |
Vereine |
Mitglieder |
je Verein |
01.01.1991 |
29 |
1714 |
59 |
01.01.1996 |
35 |
3263 |
93 |
01.01.2001 |
42 |
3485 |
83 |
01.01.2006 |
45 |
4224 |
94 |
01.01.2011 |
51 |
5453 |
107 |
01.01.2012 |
52 |
5485 |
|
01.01.2013 |
52 |
5370 |
Hierin sind auch Anschlussmitglieder erfasst, die nicht zum DTV gehören.
Auffällig ist der hohe Anstieg der Mitgliederzahl in den ersten fünf Jahren mit der verstärkten Hinwendung zum Breiten- und Freizeitsport als wichtige materielle Stütze in der Vereinsstruktur. In den zweiten fünf Jahren wurde die Sportschiene JMD entwickelt unter Einbeziehung relativ kleiner Tanzsportabteilungen auf diesem Gebiet.
Nicht zu vergessen sind die Hilfen des DTV mit dem inzwischen verstorbenen Präsidenten Günter Meinen, des Präsidiums sowie die sportlichen Hilfen aus allen Ausschüssen des DTV. Hier sei auch ein Name genannt: Norbert Gelhardt, damals Beauftragter für Breitensport im DTV, der uns die notwendige Balance zwischen Breiten- und Leistungssport für ein gesundes Vereinsverhältnis vermittelte und den ersten Ausbildungslehrgang für Trainer C in Sachsen tatkräftig unterstützte. Weiter entwickelten sich Bindungen zu Baden-Württemberg und ein Freundschaftsgeschenk (Telefaxgerät) aus den Händen von Wilfried Scheible (damals Sportwart, jetzt Präsident) war herzlich willkommen. Nun konnten auch die Vereine wieder ohne Schranken Kontakte neu knüpfen oder erneuern.
Nach dem Übergangsjahr 1990, das den Funktionären, Trainern und Aktiven im Umfeld gesellschaftlicher und sozialer Umbrüche jede Menge Durchhaltevermögen abverlangte (wobei der Seniorensport fast vollständig wegbrach und nur wenige Tanzschulen sich weiterhin dem Tanzsport widmeten), begann 1991 endlich wieder der geregelte, gemeinsame Sportbetrieb. Unser Pfund zum Wuchern war die ausgeprägte Kinder- und Jugendarbeit (erinnert sei an den im Range einer DDR-Meisterschaft stehende “FRÖSI-POKAL”).
Von Anfang an hat der LTV der Paarförderung und der Qualifizierung seiner Übungsleiter und Trainer, Wertungsrichter und Turnierleiter höchste Aufmerksamkeit geschenkt. Als erste Landestrainer wurden Peter Steirl und Bettina Meyer (Berlin) berufen, gefolgt von Asis Khadjeh-Nouri und Andrea Kiefer (Hamburg) über Dirk Heidemann (Hamburg/Berlin) und nun unter anderem Horst Beer und Laurens Mechelke.
Die Entwicklung unserer Paare ist eine Erfolgsgeschichte des Landesverbandes, erfolgreichstes Paar sind die dreifachen Weltmeister in der Kombination, Christoph Kies und Blanca Ribas Turon. Der STK Impuls Leipzig wurde zweifach ausgezeichnet mit dem Grünen Band der Dresdner Bank für Nachwuchsentwicklung.
Im Februar 2012 entschlossen wir uns einen Raum zur Archivierung unserer umfangreichen Unterlagen anzumieten, den das Präsidium auch gleichzeitig als Beratungsraum nutzt.
(4) Traditionsturniere
In der DDR gab es einige herausragende Turniere, bei denen auf Grund staatlichen Interesses ausländische Paare beiderseits des “Eisernen Vorhangs” an den Start gingen, wobei der Kontakt unter den Paaren teilweise eingeschränkt war. Es starteten auch Paare der DDR bei internationalen Turnieren im sozialistischen Ausland.
Tanzfestival Dresden:
Einzige Turnierserie der DDR, bei der Professionals und Amateure, teilweise im Wechsel, in einer Veranstaltung agierten. Hervorgegangen aus Zwingerpokal und unter Bezugnahme zum Pressefest der Sächsischen Zeitung stand das Turnier im besonderen Interesse der Stadt Dresden, die in der traditionsreichen Tanzstadt (Mary Wigmann, Gret Palucca, Ballettensemble der Staatsoper) einen ästhetischen tänzerischen Höhepunkt präsentieren konnte. Die Gründungsväter: Werner Graf (Tanzlehrer und internationaler Trainer) und Karl-Werner Jenke (Fotojournalist der Sächsischen Zeitung). Besonderes Verdienst von Werner Graf war es, Beziehungslinien zum englischen Tanzsport aufgebaut zu haben. Das sicherte immer hervorragende Besetzungen mit englischen Paaren und aus dem Commonwealth bis hin zu asiatischen Teilnehmern, wobei meist im Vorfeld künftige Weltmeister tanzten. Selbstverständlich waren die besten Paare der DDR dabei, das jeweils beste Paar Dresdens und die Paare der östlichen Nachbarn mit unterschiedlicher Qualität. Daneben gab es Möglichkeiten der Informationen für die Trainer, erinnert sei an die erste Schulung mit Fischers aus Österreich oder später mit Klaus und Gitta Gundlach.
Glanzlichter sind die Jahrgänge mit den Lateinweltmeistern Donny Burns/Gainor Fairweather und den Standardweltmeistern Marcus und Karen Hilton. Im Professionalbereich war vor der Wende erstmals auch die Teilnahme eines Paares der Bundesrepublik Deutschland möglich. Hier sei erinnert an Hans-Ulrich Busch/Renate Hilgert Berlin, wobei aktuell-politisch von einem besonderen Status Westberlins ausgegangen wurde. Im Amateurbereich war die Teilnahme von Paaren der BRD ausgeschlossen (siehe spätere Bemerkungen).
Das Fernsehen der DDR übertrug die Veranstaltungen in repräsentativen Sendungen. Das Turnier hat die Wende überstanden, wenn auch statt Festival an drei Abenden, nun nur noch an einem Abend ausgetragen. 1999 war der 30. und gleichzeitig letzte Jahrgang.
Messepreis Leipzig:
Chef des Vorbereitungskomitees in Verbindung mit der Stadt Leipzig war Dr. Horst Galle. Damit wurde Weltoffenheit in der Messestadt dokumentiert. Das Turnier, ausgerichtet über mehrere Tage, war immer mit Toppaaren besetzt. Wegen infrastruktureller Nöte (es stand kein geeigneter Saal – Kongresshalle – in Leipzig zur Verfügung, mgl. Ausweichen bis nach Altenburg) wurde die traditionelle Turnierserie beendet.
Schwerpunktturniere in Sachsen:
- Messemännchen seit 1985 bis 2015 (STK Impuls Leipzig)
- Dresdner Kinder-und Jugendwochenende seit 1991 (TSK Residenz Dresden)
- LIPSIADE seit 1993 (seit 2005 TSC Leipzig)
- Chemnitzer Neujahrspokal seit 2003 (TC Synchron Chemnitz)
Internationale Ranglistenturniere in Sachsen:
- Saxonian Dance Days 2003 bis 2006 (STK Impuls Leipzig)
- Saxonian Ten Dance Cup 2008 (Dresden, Chemnitz, Zwickau)
- Saxonian Dance Classics seit 2010 (TSZ Dresden)
Präsidiumsmitglieder des LTVS:
Name |
Funktion |
Zeitraum |
Dietrich Rupp |
Präsident |
1990-2016 |
Mike Hartmann |
Präsident |
2016- |
Gert Zeiß |
Vizepräsident |
1990-2016 |
Katrin Havekost |
Vizepräsident |
2016- |
Gerhard Oehmig |
Schatzmeister |
1990-2016 |
Susanne Weidner |
Schatzmeister |
2016-2019 |
Britt Göldner |
Schatzmeister |
2019- |
Rolf Herrmann |
Lehrwart |
1990-2007 |
Ulrich Herrmann |
Lehrwart |
2007-2012 |
Thomas Rings |
Lehrwart |
2012-2015 |
Erik Heyden |
Lehrwart |
2015-2017 |
Boris Rohne |
Lehrwart |
2017-2019 |
Thomas Eipper |
Lehrwart |
2019- |
Karl-Werner Jenke |
Pressewart |
1990-1991 |
Michael Hölschke |
Pressewart |
1991-2007 |
Heike Herzberg |
Pressewart |
2007-2014 |
Rebecca Unger |
Pressewart |
2015- |
Dieter Matzke |
Jugendwart |
1990-1998 |
Heike Herzberg |
Jugendwart |
1998-2007 |
Jana Otto |
Jugendwart |
2007-2013 |
Mike Hartmann |
Jugendwart |
2013-2016 |
Brit Großpietsch |
Jugendwart |
2016- |
Dr. Horst Galle |
Sportwart |
1990-2010 |
Gunnar Lippmann |
Sportwart |
2010-2017 |
Erik Heyden |
Sportwart |
2017- |